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Außenhandel mit Möbeln summarisch ausgeglichen

Polen bestimmt maßgeblich die Möbeleinfuhren nach Deutschland

Herford den

Eine gemischte Bilanz für die Außenhandelsaktivitäten der deutschen Möbelindustrie zog der Geschäftsführer der Fachverbände der Holz- und Möbelindustrie Dr. Lucas Heumann bei Veröffentlichungen der Außenhandelszahlen für das Jahr 2016. Werden die Gesamtzahlen für die Möbelindustrie insgesamt betrachtet, ergibt sich ein nahezu ausgeglichenes Verhältnis von Ein- und Ausfuhren. Beide wurden im Vergleich zum Vorjahr leicht gesteigert, die Exporte um 1,3 %, die Importe um 2,0 %.

Diese insgesamt „ausgeglichene Außenhandelsbilanz“ wird allerdings, wie Dr. Heumann betonte, aus gänzlich unterschiedlichen Teilergebnissen für die einzelnen Möbelsegmente gespeist. Dass nur ein geringfügiges Außenhandelsdefizit ausgewiesen wurde, liegt beispielsweise im Wesentlichen an dem starken Exportüberschuss im Küchenmöbelsektor.

Auch die Betrachtung nach Regionen birgt keinerlei größere Überraschungen. Die Exporte der deutschen Möbelindustrie nach Westeuropa konnten durchgängig gesteigert werden – mit Ausnahme eines minimalen Rückgangs im Fall der Schweiz (-0,2 %).

Exportmarkt Niederlande weitgehend erholt

Bemerkenswert und erfreulich ist in diesem Zusammenhang die auch bei diesen Zahlen deutlich werdende Erholung des niederländischen Marktes als einem der wichtigsten Exportmärkte der Möbelindustrie. Die Exporte in die Niederlande wurden um 8,6 % gesteigert und damit deutlich stärker als in andere benachbarte Regionen wie Frankreich (+2,2 %), Belgien (+2,3 %) oder Großbritannien (+4,8 %).

Bei den Importen nimmt weiterhin Polen die dominierende Stellung ein. Importe aus Polen machen allein 25 % der Gesamtimporte an Möbeln nach Deutschland aus. Trotz dieses Spitzenwertes sind die Importe aus Polen zudem weiter gestiegen, nämlich um 7,4 % im Jahr 2016.

Deutsche Küchen weltweit stabil führend

Die deutsche Küchenmöbelindustrie hat ihren Siegeszug im internationalen Vergleich weiter fortgesetzt. Die Exporte der deutschen Küchenmöbelindustrie konnten insgesamt um 10,5 % gesteigert werden. Die Exporte in die Top 10-Regionen der deutschen Küchenmöbelindustrie wuchsen überwiegend sogar zweistellig: z. B. in die Niederlande um 13,7 %, nach Österreich um 21,2 %, nach Großbritannien um 15,8 %, in die Volksrepublik China um 32,6 %, in die USA um 24,5 % oder nach Spanien um 12,2 %. Keine Veränderungen gab es demgegenüber faktisch bei den Importen, diese haben sich nur in einer Größenordnung von +0,2 % verbessert.

Dr. Heumann dazu wörtlich: „Der starke Exportüberschuss der deutschen Küchenmöbelindustrie bestätigt erneut in eindrucksvoller Form die führende Stellung der deutschen Küchenmöbelhersteller im internationalen Vergleich. Dabei ist besonders bemerkenswert, dass das Wachstum auch in jenen Regionen generiert wurde, die wirtschaftlich stagnieren. Die Importe wiederum sind faktisch bedeutungslos. In relevantem Umfang ist kein ausländischer Hersteller in der Lage, eine signifikante Rolle im deutschen Küchenmarkt zu spielen.“

Polstermöbelexporte weiterhin rückläufig

Nachdenklich stimmt demgegenüber die Außenhandelsbilanz im Polstermöbelsektor. Die Gesamtexporte der deutschen Polstermöbelindustrie wurden nicht gesteigert, sondern sind um -1,8 % zurückgegangen. Mit Ausnahme von Italien (+20,6 %) und Frankreich (+13,1 %) sind alle anderen wichtigen Exportmärkte in Westeuropa rückläufig, während die Importe im Jahre 2016 nochmals um 7,3 % gestiegen sind.

Gerade im Polstermöbelsektor zeigt sich die dominierende Stellung Polens als Importeur nach Deutschland – zudem mit weiter steigendem Trend. Die Importe aus Polen sind um 13,8 % gewachsen und allein diese Importe aus Polen machen fast die Hälfte aller Gesamtimporte an Polstermöbeln in die Bundesrepublik Deutschland aus.

Stabilisierung bei Wohnen und Schlafen

Erste Anzeichen der Stabilisierung sehen die Fachverbände der Möbelindustrie demgegenüber im Wohn-, Ess- und Schlafzimmersektor. Hier ist der Importzuwachs fast zum Stillstand gekommen. Die Zunahme der Importe beträgt lediglich 1,5 %, während die Exporte deutscher Unternehmen ins Ausland um 4,6 % gesteigert werden konnten.

Geprägt ist diese Stabilisierung allerdings von der Entwicklung in bestimmten Regionen. So ist das knappe Wachstum der Importe im Wesentlichen auf einen starken Rückgang der Importe aus China (-15,8 %) zurückzuführen. Dieser wirkt sich auch auf die Gesamtstatistik aus, da China nach Polen der zweitwichtigste Importeur ist. Ähnlich ist es bei den Exporten. Hier stechen insbesondere die starken Zuwächse in die Niederlande (+27,2 %), nach Großbritannien (+14,9 %) und nach Frankreich (+12,9 %) hervor.

Brexit-Beschluss noch ohne Einfluss auf Möbel-Außenhandel

Soweit es um die Entwicklung der Außenhandelszahlen mit Großbritannien geht, sieht Dr. Heumann bislang noch keine gravierenden Auswirkungen der dortigen Brexit-Entscheidung. Dr. Heumann: „Die Küchenmöbelhersteller konnten ihre Exporte nach Großbritannien sogar deutlich stärker als im Durchschnitt der Exporte insgesamt. Im Polstermöbelsektor bzw. im Möbelsektor ‚insgesamt‘ liegt die Entwicklung im Schnitt der Branche, ohne dass irgendwelche Besonderheiten aufgrund der Brexit-Entscheidung festzustellen wären.

Allerdings muss hier berücksichtigt werden, dass der Brexit bislang nur beschlossen und noch nicht vollzogen worden ist. Wie sich mittelfristig der britische Markt entwickeln wird, wird wesentlich davon abhängig sein, welche Einzelvereinbarungen zwischen Großbritannien und der EU in Bezug auf den Brexit getroffen werden.

Wenn beispielsweise der sogenannte „Harte Brexit“ käme und Handelsbarrieren wieder aufgebaut werden, muss sich das zwangsläufig negativ auswirken. Da Großbritannien allerdings nur ein Markt unter vielen ist, sind Rückgänge in diesem Markt für die deutsche Möbelindustrie aber auf jeden Fall verkraftbar, so der Geschäftsführer der Fachverbände VdDK, VdDP und VdDW.