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Der igeL ist erwachsen

Hohes Industrieengagement im neuen Vorstand des Leichtbauverbands

Herford den

Vor wenigen Tagen im spätherbstlichen Brilon, im neuen Forum des Unternehmens Egger: Rund 30 Mitglieder des Leichtbau-Verbandes igeL e.V. waren zusammengekommen, um dieser attraktiven Technologie neuen Schwung zu verleihen. Wichtige Hinweise darauf: die nun erfolgte Neustrukturierung des Vorstandes mit namhaften Industrievertretern als aktive Mitglieder. Und die Wahl von Oliver Hunger zum neuen Vorstandsvorsitzenden.

Auf Einladung des geschäftsführenden igeL-Vorstands Dr. Olaf Plümer kamen am 18. November in Brilon die Mitglieder des Branchenverbandes igeL e.V. zusammen. Neben Geschäftsbericht und Haushalt standen der Vortrag von Dr. Marcus Knauf, Knauf Consulting (Bielefeld), zum Thema "Akzeptanz von Möbelleichtbau-Produkten" sowie die Neuwahl von Vorstand und Kassenprüfer im Fokus der Jahres-Mitgliederversammlung.

Egger-Forum Brilon: Begegnungsstätte für Holz-Enthusiasten

Nach einführenden Worten des 1. Vorsitzenden des Verbandes, Prof. Martin Stosch, Hochschule OWL (Lemgo), konnte der Gastgeber Philipp Sprockhoff, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb Egger für Nord- und West-Europa, die im Raum versammelten igeL-Akteure vom neuen Egger-Forum begeistern. Beeindruckend aus vollformatigen OSB-Platten mit immerhin 11,5 m Länge gefertigt und mit ästhetisch alterndem Kupfer verkleidet wurde das Vortragszentrum nach nur fünfmonatiger Bauzeit im März dieses Jahres eröffnet.

Trotz des "ausufernd" wissenschaftlichen Titels "Push oder Pull bei leichten Möbeln - Ergebnisse der empirischen Marktuntersuchung zum Akzeptanzverhalten von Möbeln aus leichten Werkstoffen im Rahmen der Leichtbauoffensive Ostwestfalen-Lippe" wusste anschließend Dr. Knauf mit seinem Gastvortrag wirklich zu fesseln. In LBO-Modul 5 "Lightwight Market" verortet hatte Dr. Knauf mit mehreren Marktforschungsinstrumenten die Aufgeschlossenheit von Endgebrauchern und dem Fachhandel gegenüber Leichtbau untersucht.

Das Möbelgewicht beeinflusst keine Kaufentscheidung

Wirken die Ergebnisse auf den allerersten Blick leicht irritierend, bieten sich dennoch vielerlei Ansätze, um Leichtbau gezielt und punktuell zu fördern. Als Fazit lässt sich festhalten, dass Möbelleichtbau für den Verbraucher eine "terra incognita" ist. Die seit dem Mittelalter in Europa geprägte Einstellung "schwer gleich gut" sitzt weiter fest im Unterbewusstsein, ein Wandel hin zu "leicht ist clever" sei noch nicht wahrnehmbar.

Wenig überraschend war die Einsicht aus der Untersuchung, dass das eigentliche Möbelgewicht nur dann Relevanz besitzt, wenn jene Möbel - also z.B. Stühle - häufig bewegt werden müssen. Auch die heute selbstverständliche Mobilität der Kunden oder die Alterung der Gesellschaft sind keine kaufauslösenden Faktoren zugunsten Leichtbau. Und bei der richtigen Bewertung ökologischer Aspekte tappt der Verbraucher, mit Ausnahme der nachhaltigen Holzgewinnung, im Dunkeln.

Kognitiv spricht alles für Leichtbau - außer beim Handel

Erschreckend sind die Auskünfte aus dem Möbelhandel. Unisono lautet die - in Plausibilitätsuntersuchungen mehrfach widerlegte - Überzeugung und Aussage dort: "Die Kunden wollen schwer". Das hat auch damit zu tun, dass Endgebraucher beispielsweise eine Spanplatte irrtümlich als erheblich leichter einschätzen als z.B. eine Wabenplatte. Und auch damit, dass Kunden mit der Eigenschaft "leicht" im Möbelbau "wenig wertig" und "Pressspan" verbinden.

Dennoch konnte Markus Knauf ein finales, positives Fazit ziehen: Denn unter der Voraussetzung der Preisgleichheit würden 70 % der Gebraucher bei garantiert gleichwertiger Optik und Funktionalität Produkte in Leichtbauweise bevorzugen. An dieser Stelle liegt auch der Ansatz für den beabsichtigten Wertewandel im Verbraucherbewusstsein: Insbesondere junge Kunden haben neben dem Design ein Maximum von Funktionen im Möbel im Fokus - eine Steilvorlage für viele Leichtbau-Materialien, die diese "versteckten" Mehrwerte problemlos vorweisen.

Fazit Leichtbauoffensive: Das Symposium muss bleiben

Im Geschäftsbericht zog Dr. Plümer nochmals Bilanz über die vielzähligen Aktionen des igeL seit der letzten Mitgliederversammlung im Mai vergangenen Jahres. Prof. Stosch berichtete in einer unterhaltsamen Melange aus Stolz über das Erreichte und Entnervung zum Procedere der öffentlich geförderten Leichtbauoffensive OWL. Sein Dank galt vor allem dem engagierten LBO-Team sowie den Unterstützern Hettich,  Jowat und Plantag aus der Industrie und der Stiftung Standortsicherung Kreis Lippe sowie der Hochschule OWL als denjenigen Körperschaften, die erst die Offensive mit ihren finanziellen Beiträgen ermöglicht hatten.

Dem Sachstandbericht von Peter Kettler, Leiter des Technischen Ausschusses des igeL, schlossen sich Satzungsänderungen an, denen die anwesenden Verbandsmitglieder einstimmig folgten. Erwähnenswert ist die Verlegung des Verbandssitzes nach Herford. Der Rechnungsabschluss 2012 und der folgende Antrag auf Entlastung des Vorstandes wurden ebenso einstimmig positiv quittiert wie die Haushaltplanung für 2014. An dieser Stelle kam wiederholt die Bitte aus dem Auditorium, fokussiert die Möbelindustrie als igeL-Mitgliederpotenzial zu bewerben - nicht zuletzt mit Blick auf die Einnahmen-Situation des Verbandes.

Zweistufiger Vorstand für breiteres Engagement

Der Tagesordnungspunkt Neuwahlen leitete Prof. Martin Stosch, der sich aus dem Amt des 1. Vorsitzenden verabschiedete, mit Dank an alle Unterstützter aus den vergangenen Jahren ein. Ein wenig Wehmut lag dann schon in der Luft, als Stosch formulierte "als Person einen Schritt zurück treten zu wollen, um als Verband voran schreiten zu können". Im Anschluss auf Dankesworte aus dem Plenum an Prof. Stosch präsentierte der scheidende Vorstand seine Vorschläge für die neue Struktur und Besetzung des Vorstands.

Demnach sollen dem geschäftsführenden und vertretungsberechtigten  Vorstand angehören Oliver Hunger (Hunger Möbelproduktion, Bünde) als 1. Vorsitzender, Manfred Riepertinger (Egger, St. Johann i.T.) und Dr. Hannes Frank (Detmold) als stellvertretende Vorsitzende sowie Dr. Olaf Plümer (Verband der Holzindustrie und Kunststoffverarbeitung Westfalen-Lippe, Herford) als Schatzmeister.

"Von 0 auf 50": Jeder zweite Vorstand kommt aus der Industrie

Dem erweiterten Vorstand, der sich zweimal jährlich mit dem geschäftsführenden treffen wird, wurden als Mitglieder vorgeschlagen Uwe Gotzeina (OWL GmbH, Detmold), Dr. Andreas Hettich (Hettich, Kirchlengern), Dr. Lucas Heumann (Verband der Holzindustrie und Kunststoffverarbeitung Westfalen-Lippe), Prof. Thorsten Ober (FH Rosenheim), Matthias Pollmann (KoelnMesse, Köln), Michael Stiehl (Rauch Möbelwerke, Freudenberg), Prof. Martin Stosch (HS OWL, Lemgo), Frau Sibylle Thierer (Häfele, Nagold) und Frau Stephanie Wagner (DMAG, Hannover). Diese Vorschläge wurden auf Antrag des designierten Vorsitzenden Oliver Hunger um Peter Kettler (Kettler Consulting & Engineering, Ense) erweitert.

Bei der Wahl der Vorstände gab es ausschließlich Zustimmung. Gleiches galt für die Wiederwahl der beiden Rechnungsprüfer Frau Kerstin Hofmeister (Herford) und Bernd Riechers (Emtinghausen). Damit wurde eine insgesamt sehr attraktive und harmonische Mitgliederversammlung gekrönt, an deren Ende Oliver Hunger für das in ihn und sein Vorstandsteam gesetzte Vertrauen dankte. Ausgehend von den zwei erfolgten Strategieworkshops werden die nächsten Wochen von intensiver Arbeit gekennzeichnet sein, um mit den verfügbaren Ressourcen die für die Idee des Möbelleichtbaus besten und nützlichsten Ideen voran zu bringen, so Hunger abschließend.