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Deutsche Möbelausfuhren gehen 2020 um 4,5 Prozent zurück

Brexit-Umfrage: Mehr Verwaltungsaufwand durch Zollformalitäten und längere Wartezeiten an der Grenze

Bad Honnef/Herford den

Das Exportgeschäft der deutschen Möbelindustrie hat im vergangenen Jahr unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie gelitten. Nach den Erhebungen des Statistischen Bundesamts sanken die Möbelausfuhren um 4,5 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro. „Dabei haben sich vor allem die Lockdowns in vielen Ländern bemerkbar gemacht“, stellt Jan Kurth, Geschäftsführer der Möbelverbände (VDM/VHK), fest. „Erfreulicherweise belebte sich die Nachfrage im vierten Quartal leicht, so dass der Rückstand gegenüber dem vergangenen Jahr im Schlussspurt noch etwas verkleinert werden konnte.“ Bis Ende September hatte das Minus im Vergleich zum Vorjahr noch bei 7,3 Prozent gelegen.

Unter den großen europäischen Absatzmärkten entwickelte sich Großbritannien – das fünftwichtigste Exportland für die deutsche Möbelindustrie – am schwächsten. Die Verkäufe deutscher Möbel in das Vereinigte Königreich sanken im vergangenen Jahr um 9,3 Prozent auf 421 Millionen Euro. „Zu den starken Auswirkungen der Pandemie auf die britische Wirtschaft kamen noch die negativen Brexit-Effekte“, berichtet Kurth.

Beim Export nach Großbritannien macht der deutschen Möbelindustrie derzeit vor allem der zusätzliche Verwaltungsaufwand zu schaffen, wie eine aktuelle Umfrage der Möbelverbände bei ihren Mitgliedsfirmen ergeben hat. So beklagen 94 Prozent der befragten Möbelhersteller einen höheren Aufwand infolge der Zollformalitäten. „Größere Anstrengungen sind dabei insbesondere mit Blick auf die Ursprungsregeln und -nachweise nötig“, sagt Kurth. Auch geänderte Zollabfertigungsverfahren und neue Vorschriften für Paletten und Exportverpackungen erschweren den Exporteuren die Abwicklung. Zudem berichtet etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen von zusätzlichen Wartezeiten an der Grenze, 30 Prozent der Betriebe verzeichnen Lieferverzögerungen. Für das laufende Jahr stellen sich 42 Prozent der Firmen auf weiter sinkende Exporte nach Großbritannien ein. Mit stabilen Ausfuhren in das Vereinigte Königreich rechnen 36 Prozent, einen Aufwärtstrend erwarten 22 Prozent der Möbelproduzenten.

Einbußen wurden im vergangenen Jahr auch bei den Möbelverkäufen auf den wichtigsten Auslandsmarkt Frankreich (minus 5,6 Prozent), nach Österreich (minus 3,5 Prozent), Belgien (minus 5,1 Prozent) und Spanien (minus 10,2 Prozent) verzeichnet. Dagegen zogen die Exporte in die Schweiz deutlich an (plus 6,5 Prozent). In den Niederlanden (plus 0,4 Prozent) und Italien (plus 2,7 Prozent) gelang ebenfalls ein Zuwachs.

Stark rückläufig entwickelten sich die Möbelverkäufe in die Vereinigten Staaten (minus 14,6 Prozent), den wichtigsten außereuropäischen Absatzmarkt. Die Ausfuhren nach China gingen nur leicht zurück (minus 5,7 Prozent), wobei es zwischen den einzelnen Produktgruppen erhebliche Unterschiede gab. Für die Küchenmöbelhersteller erwies sich das Reich der Mitte mit einem Plus von knapp 13 Prozent als einer der wichtigsten Wachstumsmärkte. Gleichzeitig brachen die deutschen Büromöbelexporte nach China 2020 um knapp 23 Prozent ein.

Auch im Exportgeschäft insgesamt schnitt die deutsche Küchenmöbelindustrie im vergangenen Jahr am besten ab: Die Sparte konnte ihre Ausfuhren nahezu stabil halten. Dagegen mussten die Polstermöbelproduzenten ein Minus von knapp 5 Prozent hinnehmen, die Hersteller von Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbeln verbuchten Einbußen von knapp 3 Prozent.