„Auch wenn der Umsatz im vergangenen Jahr insgesamt leicht um 0,5 Prozent auf 17,9 Mrd. € zurückging, konnte damit trotz eines weiteren heißen Sommers eine Konsolidierung auf hohem Niveau erreicht werden. Innerhalb der Branche wurden Unterschiede deutlich: Ausland lief besser als Inland, das zweite Halbjahr besser als das erste und Küche und Büro besser als Wohnmöbel“, bekräftigt Jan Kurth, Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Möbelindustrie und der Herforder Möbelverbände.
Die gesamte deutsche Möbelindustrie konnte im Dezember 2019 ihre Umsätze um 2,2 Prozent steigern und die bisher aufgelaufenen Rückgänge insbesondere aus August und November damit nahezu ausgleichen. Der Umsatzrückgang im Gesamtjahr von geringen 0,5 Prozent ist maßgeblich durch den deutschen Markt verursacht. Hier gibt es für die deutschen Hersteller gleich mehrere Konkurrenzlagen: „Auf der einen Seite drückt Importware vornehmlich im unteren bis mittleren Preissegment in den Markt. Auf Konsumentenseite stehen unsere Produkte im Pitch mit attraktiven Alternativen – wie E-Bikes, Reisen, Sport- und Freizeit“, so Kurth.
„Made in Germany“ gilt als Qualitätsausweis
Umgekehrt zeigt die Analyse der Möbelverbände, dass Möbel ‚Made in Germany‘ auf Grund spezifischer Produkteigenschaften, Designsprache und Serviceangeboten auf Auslandsmärkten zunehmend nachgefragt werden. Dies gilt nicht nur für die Nachbarländer, sondern auch für fernere Märkte wie beispielsweise die USA. Nach wie vor bleiben die Märkte der EU aber das wichtigste Absatzgebiet außerhalb Deutschlands – mit den Benelux-Staaten, Frankreich sowie den EFTA-Staaten an der Spitze.
Küchenumsätze knapp 3 Prozent zugelegt
Zur Stabilisierung der Lage im vergangenen Jahr trug erneut die deutsche Küchenmöbelindustrie bei, deren Erlöse 2019 um 2,82 Prozent im Vergleich zum Vorjahr stiegen. Erzeugnisse dieses Branchenzweiges sind deutlich sichtbar im Ausland begehrt, wofür auch eine Exportquote von überdurchschnittlichen 41,8 Prozent spricht. Saldiert stiegen die Exportumsätze 2019 um 6,2 Prozent auf 2,1 Mrd. Euro. Dieser Trend wird gerade vom EU-Ausland getrieben, die Gesamtausfuhren in diese Großregion stiegen sogar um 6,8 Prozent.
Mit Blick auf das Jahr 2020 zeigen die Zahlen des internen Auftragspanels des Verbands der Deutschen Küchenmöbelindustrie (VdDK e.V.), dass die Orders nach den Herbstmessen spürbar angestiegen sind. Bis einschließlich Dezember lag der Auftragseingang wertmäßig um 5,11 Prozent über dem des Vorjahres. Das Auftragsvolumen aus dem Ausland stieg dabei mit 6,3 Prozent deutlicher als das im Inland mit 4,2 Prozent.
Wohnmöbelindustrie mit Auftragsplus
Die im Verband der Deutschen Wohnmöbelindustrie (VdDW e.V.) organisierten Hersteller von Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbeln verzeichneten 2019 ein Auftragsplus von 2,33 Prozent. Allerdings waren für den Branchenzweig die Auftragseingänge im Verlauf des Jahres rückläufig. Vor allem der vom ersten bis dritten Quartal recht stabile Auftragseingang aus dem Inland flachte überraschend im 4. Quartal ab.
Die amtliche Statistik weist für Wohnmöbel Umsatzrückgänge in Höhe von insgesamt 3,2 Prozent, im Ausland von 2,1 Prozent sowie in Deutschland von 3,8 Prozent aus. Im vergangenen Jahr wurden 6,9 Mrd. Euro Umsatz von der Industrie realisiert. „Allerdings sind“, so Kurth, „die Zahlen der amtlichen Erhebung wegen des großen Anteils von branchenfremden Bestandteilen bzw. Möbelteilen nur bedingt aussagekräftig“.
Polstermöbelindustrie annähernd stabil
Der Umsatz im Segment Polstermöbel wurde laut amtlicher Statistik erst im ‚Jahresendspurt‘ unter die Nulllinie gedrückt. Besonders der Export sorgte dafür, dass der Gesamtumsatz 2019 um 0,3 Prozent leicht auf nunmehr 0,913 Mrd. Euro sank. Die Werte der eigenen Auftragserhebung des Verbands der Deutschen Polstermöbelindustrie (VdDP e.V.) zeichnet mit einem kumulierten Wert von 3,49 Prozent Wachstum ein freundlicheres und marktnäheres Bild. Denn die interne Erhebung des Verbands inkludiert auch die wertmäßig erfassten Aufträge jener deutschen Unternehmen, die im Ausland fertigen lassen. Die sind in der Bundesstatistik nicht enthalten.
Für das laufende Jahr 2020 rechnet Geschäftsführer Jan Kurth mit einem insgesamt stabilen Markt, der mit den noch unabsehbaren Auswirkungen des Coronavirus auf die Konjunktur insgesamt und die Produktionsabläufe jedoch viele Unwägbarkeiten enthalte. „Die Möbelnachfrage im derzeit für uns stark wachsenden asiatischen Exportmarkt könnte ebenso betroffen sein wie die Versorgung des heimischen Marktes mit Zulieferteilen – mit negativen Auswirkungen in der gesamten verarbeitenden Industrie“, so Jan Kurth.