Presse


Deutsche Möbelindustrie steigert Umsatz bis Ende September um knapp 11 Prozent

Der Zuwachs ist in erster Linie preisgetrieben, die Nachfrage hat sich spürbar abgeschwächt

Bad Honnef/Herford den

Die deutsche Möbelindustrie hat ihren Umsatz in den ersten drei Quartalen dieses Jahres um 10,7 Prozent auf rund 14 Milliarden Euro gesteigert. Im Inland gelang ein Plus von rund 10 Prozent, im Ausland setzen die deutschen Möbelhersteller 12 Prozent mehr um als im Vorjahreszeitraum, wie aus der amtlichen Statistik hervorgeht. Die Exportquote erhöhte sich leicht auf 33,3 (Vorjahr: 32,7) Prozent. Die Sparten Polstermöbel, Küchenmöbel sowie sonstige Möbel, zu denen auch die Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel gezählt werden, konnten beim Umsatz in etwa gleich stark zulegen (plus rund 12 Prozent). Die Büro- und Ladenmöbelhersteller verbuchten ein Plus von 11 Prozent.

„Die Umsatzzuwächse sind in erster Linie preisgetrieben und bilden die dramatisch gestiegenen Material- und Energiekosten ab“, stellt Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie (VDM/VHK), fest. Die Möbelnachfrage habe sich allerdings in den vergangenen Monaten merklich abgeschwächt. Nach einem guten Jahresstart sei der Auftragseingang schon seit dem Sommer deutlich rückläufig. „Unsere Hersteller bekommen das eingetrübte Konsumklima zu spüren“, berichtet Kurth. Die Inflationsängste führten zu einer starken Kaufzurückhaltung der Verbraucher. Im Monat September wurde ein überschaubares Umsatzplus von 3,3 Prozent erzielt. Positiv stachen dabei die Küchenmöbelindustrie (plus 9,2 Prozent) und die Büro- und Ladenmöbelindustrie (plus 10,4 Prozent) heraus. Alle anderen Segmente verzeichneten Einbußen.

Beim Blick auf das Exportgeschäft in den ersten neun Monaten 2022 fällt die erfreuliche Steigerung der Ausfuhren in das Vereinigte Königreich mit einem Plus von rund 11 Prozent ins Auge. Der britische Markt erholte sich nach der Unterzeichnung des Handelsabkommens mit der EU überraschend schnell und stellt den fünftwichtigsten Exportmarkt der deutschen Möbelindustrie dar. Frankreich belegt nach wie vor Platz eins im Ranking der wichtigsten Exportländer mit einem Umsatzminus von 3,7 Prozent, gefolgt von der Schweiz mit plus 5,9 Prozent, Österreich mit minus 1,7 Prozent und den Niederlanden mit plus 9,3 Prozent.

Stark ausbauen konnten die deutschen Möbelhersteller ihr Geschäft in den Vereinigten Staaten, dem wichtigsten Auslandsmarkt außerhalb Europas. Die deutschen Möbelexporte über den Atlantik kletterten von Januar bis September – auch währungsbedingt - um rund 20 Prozent. Dagegen gingen die Möbellieferungen nach China, dem zweitwichtigsten außereuropäischen Markt, um knapp 13 Prozent zurück. Als Ursache gilt vor allem die strenge Null-Covid-Strategie der chinesischen Regierung. Positiv entwickelten sich die Ausfuhren nach Saudi-Arabien (plus 24,4 Prozent), was vor dem Hintergrund der politischen und wirtschaftlichen Öffnung des Landes zu sehen ist. Die Möbelexporte nach Russland sanken infolge des Angriffskrieges gegen die Ukraine um 41 Prozent.

Der Blick auf die kommenden Monate sei von vielen Unsicherheiten geprägt, sagt Kurth. So lasse sich beispielsweise nur schwer abschätzen, wie sich die staatlichen Entlastungspakete zur Abfederung der stark gestiegenen Energiekosten auf die Konsumstimmung auswirken werden. „Die Rahmenbedingungen für unsere Industrie bleiben sehr herausfordernd“, so Kurth. „Die Material- und Energiepreise befinden sich weiterhin auf einem hohen Niveau, die Lieferketten sind nach wie vor fragil und die Auftragslage hat sich spürbar eingetrübt.“ Auf der anderen Seite stelle die Investition in langlebige Konsumgüter wie Möbel gerade in Zeiten hoher Inflationsraten eine wertstabile Anlage dar, und dem eigenen Zuhause komme in unsicheren Zeiten eine herausragende Bedeutung zu.