Der Veranstaltungsreigen startete bereits am frühen Nachmittag mit einem Workshop zur 2016 anstehenden Expertenreise der Möbelindustrie nach Brasilien. „Auf den Spuren der Bundeskanzlerin“ könnte als Motto stehen, die ebenfalls am 19. August die lateinamerikanische Wirtschaftsmacht zu besuchen begann. Gut ein Dutzend Interessenten fanden zusammen, um tiefergehende Informationen zum geplanten Besuchs- und Geschäftsanbahnungsprogramm in Brasilien aufzunehmen.
LGA und Möbelverbände als perfekte Gastgeber
Die anschließend vom Museum Marta organisierte Führung durch die aktuelle Ausstellung „Spiegelung chinesischer Landschaften“ beeindruckte mit ihrem breiten Spektrum eine Vielzahl kunstinteressierter Möbelakteure.
Das abendliche Sommerfest, nunmehr in 11. Auflage, wurde eröffnet von den Gastgebern Dr. Jörg Schlösser und Berthold Heinz (TÜV/LGA) sowie Dr. Lucas Heumann (Möbelverbände NRW). Die Verantwortlichen der ebenfalls im Marta-Museum ansässigen Möbel-Prüfeinrichtung legten in ihrer Ansprache Wert darauf, die Bedeutung des Festes zur Netzwerkbildung herauszustellen und berichteten von der Win-win-Situation zwischen Prüflabor und Möbelindustrie.
‚Networking‘ mit Politik, Wirtschaft, Presse und Verbänden
Dr. Heumann absolvierte danach in gewohnt souveräner Weise den umfangreichen Begrüßungsparcours. Als Gäste in Herford wurden herzlich willkommen geheißen: MdB Tim Ostermann, der Herforder Bürgermeister Tim Kähler, Frauke Schwietert von der Arbeitsagentur Herford, die Vertreter wichtiger Messeveranstalter aus Bad Salzuflen, Bielefeld, Hannover, Köln, München sowie Rheda-Wiedenbrück, die Partner aus der Verbandslandschaft wie dem Furniture Club, dem Arbeitgeberverband Herford, dem Verband der Deutschen Heimtextilien-Industrie und dem Verband Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen sowie die zahlreichen Vertreter der Branche – wie Dr. Andreas Hettich als herausragender Repräsentant der Zulieferindustrie.
Mit sichtlichem Vergnügen dann die Vorstellung von Steffen Kampeter – langjähriger politischer Weggefährte von Dr. Heumann und Mitglied des Bundestages für den Kreis Minden-Lübbecke (I), bis vor wenigen Wochen parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen, nun Ehrengast und Keynote-Speaker dieses Abends. Sein Thema, von den Möbelverbänden punktgenau „koordiniert“ mit der taggleichen Abstimmung im Bundestag zum 3. Hilfspaket für Griechenland: „Die europäische Wirtschafts- und Finanzpolitik, ihre Chancen und Risiken“.
Deutlich mehr Licht als Schatten über Deutschland
Kampeter wagte eingangs einen Blick „von außen“, sprich aus europäischer Sicht, auf Deutschland. So wie „inside“ Stolz und Selbstbewusstsein berechtigt seien, kommen aus dem Ausland Achtung, Respekt, aber auch Neid zum Tragen. Als Stichworte zur aktuell „formidablen“ Lage Deutschlands wurden genannt: anständige Staatsfinanzen mit ausgeglichenem Haushalt und ein solider Arbeitsmarkt – der aber bereits unter demografischem Wandel und zurückgehender Ausbildungsbereitschaft zu ächzen beginnt.
Doch Kampeter unterließ es nicht, die aufziehenden dunklen Wolken über dem europäischen, auch deutschen Himmel zu benennen. Ein „Gewitter“ zöge nun auf mit der umfassenden Digitalisierung des Wirtschaftslebens und der damit einhergehenden Transformation sehr vieler Geschäftsmodelle. Dass nicht der „Blitz einschlage“ läge in Verantwortung der Chefetagen, die – so Kampeter – Industrie 4.0 nicht den „Tekkies“ überlassen dürfen, sondern dies als erste Führungsaufgabe begreifen müssen.
Zuwanderung als Prüfstein unserer demokratischen Verfasstheit
Weitere schwarze „Wolken“: die Themen Griechenland und Zuwanderung. Während Kampeter die taggleiche Abstimmung für ein 3. Hilfspaket begrüßte und den außerordentlichen Einsatz von Wolfgang Schäuble lobte, sah man ihm deutliche Skepsis hinsichtlich des Reformeifers der Griechen an. Dies könne weitreichende Konsequenzen haben, gerade mit Blick auf den Fortbestand des Euros und dessen segensreiche Wirkung für die deutsche, mittelständische Möbelindustrie – wie Dr. Heumann ergänzend hervorhob.
Zuwanderung und Asylsuche, leider gelegentlich zu Worthülsen im politischen Diskurs verkommen, sieht Kampeter als zentrale Aufgabe der parlamentarischen Willensbildung der nächsten Zeit – und als Herausforderung an das demokratische Gemeinwesen in Deutschland. Jetzt, wenn es Deutschland gut ginge, müssen wir Rahmenbedingungen für eine geregelte Zuwanderung finden und das europäische Asylrecht versuchen zu harmonisieren, so der Ehrengast.
Steffen Kampeter brachte seine Ausführungen trotz deren breiter thematischer Spannweite kurzweilig und pointiert auf den Punkt. Denn parallel bräunten Rind, Schwein, Huhn und Veggies auf dem Grill, der lukullische Genuss lockte immer unverhohlener. Dieser war für alle Gäste dann der Auftakt vertrauensvoller und entspannter Gespräche, die bis in die späte Nacht fortdauerten.