Turnusmäßig hatten sich die Vorstände des Verbands der Deutschen Küchenmöbelindustrie e.V. (VdDK) und des Deutschen Polstermöbelindustrie e.V. (VdDP), beide Sitz Herford, vor wenigen Tagen in getrennten Sitzungen getroffen, um die wichtigsten Branchenentwicklungen zu diskutieren. Zentrales Thema war auf beiden Veranstaltungen die Auswirkung der Formaldehyd-Grenzwertziehung in Russland.
Russischer Formaldehyd-Grenzwert zerstört den dortigen Möbelmarkt
Wie berichtet, schreibt die für Russland gültige Norm TR CU 025/2012 ab 1. Juli 2014 für Formaldehyd einen Grenzwert von 0,01 ppm - also ein Zehntel des für E1 gültigen - für Möbel vor. Das verhindert jedweden wirtschaftlichen Verkehr mit Möbeln, da selbst bei naturbelassenem Holz das natürlich in die Substanz eingebaute Formaldehyd diesen Wert übersteigen kann.
Leidtragende sind Holzindustrie und Plattenhersteller sowie die Möbelindustrie, Im- und Exporteure und der Möbelhandel. Nicht nur das Ausland und besonders stark Deutschland mit seinen beachtlichen Möbelausfuhren nach Russland sind betroffen, sondern auch die gesamte Branche in Russland selbst. Deren Existenz endet faktisch bei Nichtabwendung dieser Regelung bis zum 30. Juni - sieht man von Inverkehrbringern von Möbeln aus Metall oder Kunststoff einmal ab.
Russischer Möbelverband hat begründete Hoffnung auf Korrektur
Der russische Möbelverband Amedoro hatte es versäumt, gegen diese sich seit 2012 abzeichnende Regelung - initiiert von der Gesundheitsbehörde RosPotrebNadzor - vorzugehen. Nunmehr jedoch wird an allen Fronten gekämpft und auf russischer Möbelseite ist man zuversichtlich, das Schlimmste verhindern und den Grenzwert ab 1.7.2014 auf eine sachgerechte Basis stellen zu können.
Eine Ursache des sich abzeichnenden Erfolgs ist die enge Zusammenarbeit zwischen Amedoro und HDH/VDM. Von deutscher Seite wurde nicht nur der Partnerverband aktiv bei seiner Neuaufstellung seit 2012 unterstützt, sondern auch Projektkooperationen angeschoben. Eine der wichtigsten ist die geplante Einrichtung einer gemeinsamen, zentralen Zertifizierungsstelle für Möbel, die die Konformität von Möbelprodukten mit der TR CU 025/2012 überwachen wird.
HDH berichtet ständig zu Normenarbeit auf Fachverbandsebene
Mit hoher Sicherheit haben die Einschaltung der EU-Kommission, des Bundes- und des Wirtschaftsministerium des Landes NRW durch den deutschen Hauptverband und die Bundesfachverbände diesen Prozess massiv befördert. Das gemeinsame, koordinierte Vorgehen in diesem Fall ist zudem Grundlage für weitere inter-verbandliche Abstimmungen.
Unterstrichen wird seit kurzer Zeit dieser Anspruch durch die aktive Teilnahme von Georg Lange, Referatsleiter Umwelt-Technik-Normung beim HDH e.V., auf den Vorstandssitzungen der Fachverbände und umgekehrt von Dr. Olaf Plümer, Möbelverbände NRW in Herford, bei den von Bad Honnef verantworteten Veranstaltungen. Gerade in Norm-, Technik- und Umwelt-Fragen stiftet der enge Schulterschluss unter den Verbänden für die Branche unbestritten großen Nutzen.