Im Küchenmöbelsektor sind unverändert die Ausfuhren der Motor des wirtschaftlichen Wachstums. So konnte die deutsche Küchenmöbelindustrie die Export-Auftragseingänge im Gesamtjahr 2016 wertmäßig um 10,4 % steigern. Dr. Heumann: „Der zweistellige Zuwachs der Auftragseingänge für die deutsche Küchenmöbelindustrie aus dem Ausland ist Spiegelbild der hohen Leistungsfähigkeit unserer Branche im internationalen Vergleich. Die deutsche Küchenmöbelindustrie verbindet demnach Produktivität, Kostenführerschaft, Designkompetenz, logistische Perfektion sowie einen hohen Servicestandard und hebt sich dabei deutlich von internationalen Wettbewerbern ab. Damit konnten wir unsere Marktanteile sogar in Ländern bzw. Regionen steigern, die entweder überhaupt nicht oder nur geringfügig wachsen.“
Inlandsnachfrage nach deutschen Küchen vor dem Durchstarten
Etwas ernüchternder fällt demgegenüber die Bilanz für das Inlandsgeschäft aus. Hier konnte die deutsche Küchenmöbelindustrie die Auftragseingänge zwar steigern, allerdings „nur“ um 1,8 %. Das Ungleichgewicht von In- und Auslandsgeschäften wird auch durch die Ergebnisse der Amtlichen Statistik des Statistischen Bundesamtes wiedergegeben.
Danach sind die Umsätze der Küchenmöbelindustrie im gleichen Zeitraum im Ausland um 9,3 % gewachsen, die Umsätze im Inland demgegenüber nur geringfügig um 1,5 %. Nach Worten von Dr. Heumann trat die Konjunkturabschwächung des Inlandsgeschäfts im 2. Halbjahr ein – Mitte des Jahres 2016 lag der Umsatzzuwachs der deutschen Küchenmöbelindustrie im Inland noch bei 5,1 %. Diese Steigerung zum Vorjahreszeitraum wurde dann im Laufe des 2. Halbjahres „abgeschmolzen“ mit dem bekannten Ergebnis eines Gesamtzuwachses von besagten 1,5 % zum Jahresende.
Bei der Bewertung der Zukunftsperspektiven ist der VdDK e.V. als Branchenorganisation dennoch optimistisch. Dr. Heumann: „Wir erleben z. Zt. eine einmalige Baukonjunktur mit überdurchschnittlichen Zuwächsen an Baugenehmigungen und Baufertigstellungen gerade im Ein- und Mehrfamilienhausbereich. Diese konjunkturelle Hochphase wird sich zeitverzögert für die Küchenmöbelindustrie ebenso positiv auswirken. Die momentane Schwäche des Inlandsgeschäfts bewerten wir daher nur als ein vorübergehendes Phänomen.“
Systemische Widersprüche bei Polsterstatistiken einfach erklärbar
Ein anderes Bild zeichnet sich demgegenüber in der Polstermöbelindustrie ab. Während das Statistische Bundesamt einen weiteren Rückgang der Umsätze um -2,7 % veröffentlicht, ergibt die verbandsinterne Austragsstatistik ein – scheinbar! – gegensätzliches Bild. Hier sind die Auftragseingänge der deutschen Polstermöbelindustrie insgesamt um 4,5 % gewachsen mit einer nahezu gleichmäßigen Verteilung auf das Inlands- (+4,1 %) und auf das Auslandsgeschäft (+5,7 %).
Die Frage, warum bei der amtlichen Umsatzstatistik eine Minus und bei der Auftragsstatistik des VdDP ein dickes Plus vor den Kennzahlen stehen, beantwortet Heumann unter Hinweis auf den unterschiedlichen Teilnehmerkreis: Das Statistische Bundesamt misst demnach nur die Umsatzentwicklung von Unternehmen mit Produktion in Deutschland. Bei Unternehmen, die sowohl über Betriebe im Inland als auch im Ausland verfügen, wird folglich ausschließlich der Umsatz des im Inland ansässigen Betriebes gezählt.
Polstermöbelabsatz in Deutschland profitiert von Konsumklima
Anders die Auftragsstatistik des Polstermöbelverbands: Hier soll bewusst die Entwicklung der Märkte und nicht die der in Deutschland produzierenden Herstellerbetriebe gemessen werden. Daher nehmen an der internen Statistik des VdDP auch Unternehmen mit ausschließlicher Produktion im Ausland teil, ja teilweise sogar ausländische Unternehmen mit einem relevanten Marktanteil in Deutschland.
Die Ergebnisse der Umsatzstatistik des Statistischen Bundesamtes und der Auftragsstatistik des VdDP sind folglich so zu interpretieren, dass die Produktion im Polstermöbelsektor im Inland an Boden verliert, während die Produktion im Ausland unverändert wächst. Für die positive Entwicklung des Inlandsgeschäfts bei Polstermöbeln gibt der Verband folgende Erklärung: „Die Anschaffung von Polstermöbeln bedeutet im Durchschnitt für den privaten Verbraucher eine geringere Investition als die Anschaffung von Küchen. Daher profitiert der Polstermöbelsektor schneller und stärker von dem z. Zt. günstigen Konsumklima der Verbraucher in Deutschland.“
Wohnmöbelindustrie leidet wie Polster unter Abwanderung
Vergleichbar der Polstermöbelindustrie hat sich nach Dr. Heumanns Angaben auch der Wohnmöbelsektor entwickelt. Hier konnten die Auftragseingänge laut Verbandserhebung im Gesamtjahr um 3,7 % gesteigert werden, wobei das Wachstum der Auftragseingänge aus dem Ausland mit 6,2 % deutlich besser ausgefallen ist als das der Inlandsaufträge mit 2,7 %.
Da in diesem Sektor eine Statistik des Statistischen Bundesamtes – etwa bezogen auf Hersteller von Wohnmöbeln mit Produktion in Deutschland im monatlichen Rhythmus – fehlt, kann leider kein Vergleich gezogen werden zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung an deutschen und an ausländischen Produktionsstandorten. Nach Erkenntnissen des VdDW zeigt sich aber ein ähnlicher Trend wie im Polstermöbelsektor – wenn auch mit geringerer Ausprägung.
Dr. Heumann abschließend: „Aus den Veröffentlichungen der Außenhandelszahlen wissen wir, dass gerade im Wohn- und Schlafraumsektor die Importe deutlich stärker wachsen als die Exporte. Damit dürfte auch im Wohn- und Schlafraummöbelsektor eine Verschiebung zugunsten ausländischer Produktion stattfinden, allerdings mit geringerer Dynamik und geringerer Ausprägung als im Polstermöbelbereich.“