Dabei verwies Dr. Heumann zunächst darauf, dass die Außenhandelszahlen der Verbände nicht identisch sind mit den ausgewiesenen Exporten gemäß der amtlichen Statistik des Statistischen Bundesamtes.
Keine Vergleichbarkeit mit Zahlen der Bundesstatistik
Zum einen gehen die Verbandszahlen auf Daten der Zollbehörden zurück und nicht des Statistischen Bundesamtes. Zum zweiten und am wichtigsten ist allerdings, dass in der Außenhandelsstatistik von VdDK e.V., VdDP e.V. und VdDW e.V. auch reine Handelsumsätze erfasst werden – also Umsätze von Handels- und Großhandelsbetrieben.
Damit fließen in die Außenhandelszahlen der Möbelfachverbände auch Umsätze von Unternehmen, die zwar ihren Sitz in Deutschland haben, allerdings im Ausland produzieren. Dies führt regelmäßig zu nicht unerheblichen Abweichungen zu den Exportangaben des Statistischen Bundesamtes, insbesondere in Sektoren mit einem hohen Anteil an Auslandsfertigung wie etwa im Polstermöbelsektor.
Die Außenhandelszahlen der Bundesfachverbände sind allerdings für die Branche dennoch extrem wichtig, da hier eine Gliederung nach Ländern erfolgt. Bei den Zahlen des Statistischen Bundesamtes wird lediglich zwischen Exporten innerhalb und außerhalb der Euro-Zone differenziert.
Küchenmöbelindustrie mit besonders positiver Bilanz
Im 1. Quartal gab es nach Angaben der Fachverbände starke Abweichungen in der Entwicklung der Außenhandelsbilanz. Eine positive Bilanz zog Dr. Heumann insbesondere für den Küchenmöbelsektor. Hier ist der Außenhandel (Exporte) im 1. Quartal um +6,4 % gewachsen, die Importe ihrerseits sind um -3,9 % zurückgegangen. Damit hat die deutsche Küchenmöbelbranche erneut ihre führende Stellung in Europa unterstrichen und weiter ausgebaut.
Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass trotz des bereits extrem niedrigen Niveaus an Küchenimporten – nach Angaben des Verbandes der Deutschen Küchenmöbelindustrie weniger als 3 % – die Einfuhren nochmals zurückgegangen sind und damit faktisch auf dem deutschen Küchenmöbelmarkt keine Rolle spielen.
Schlüssel-Exportmärkte für Küche atmen Zuversicht
Auf einzelne Länder bezogen ist der Außenhandel mit nahezu allen wichtigen Zielregionen der deutschen Möbelwirtschaft angestiegen. Besonders wichtig ist der Zuwachs des Außenhandels mit den Niederlanden (+12 %), da dies der zweitwichtigste Exportmarkt für die deutsche Küchenmöbelindustrie ist. Der dortige Markt hatte sich infolge der Finanzkrise faktisch halbiert, scheint sich jetzt allerdings bereits im zweiten Jahr signifikant zu erholen.
Ebenfalls im Plus liegt der Außenhandel mit Großbritannien (+15,1 %), China (+3,7 %) und den USA (+18,8 %). Stark angewachsen ist schließlich auch der Außenhandel in die Schweiz mit +11,9 %. Letzteres führt der Verband der Deutschen Küchenmöbelindustrie insbesondere auf die Verschiebungen der Währungsrelationen zwischen Schweizer Franken und Euro zurück. Dies – so Dr. Heumann – habe Küchenmöbeln aus deutscher Produktion einen erheblichen Wettbewerbsvorteil auf dem Schweizer Markt verschafft.
Deutlich rückläufig sind demgegenüber die Exporte nach Russland. Die Entwicklung mit -23,9 % ist aber eine Folge der politischen Konstellationen in Folge der Ukrainekrise. Hier hat sich leider ein Trend bestätigt, der schon im 2. Halbjahr 2014 sichtbar wurde. Dr. Heumann dazu: „Eine Erholung im russischen Markt setzt eine politische Entspannung und eine Lösung der Ukrainekrise voraus, die allerdings zur Zeit – leider – nicht absehbar ist.“
Importe überwiegen Polstermöbelexporte deutlich
In der Polstermöbelindustrie war die Entwicklung weniger positiv. Zwar ist der Außenhandel mit Polstermöbeln ins Ausland auch mit +0,3 % gewachsen, der Zuwachs der Importe liegt allerdings bei +8,2 % deutlich höher. Auch die Betrachtung nach Zielregionen fällt sehr unterschiedlich aus. Im Plus liegt der Außenhandel mit Polstermöbeln mit Frankreich mit +13 %, der Schweiz mit +5,7 % und Großbritannien mit +15,4 %.
Negativ hingegen haben sich die Exporte entwickelt in die Niederlande (-16 %), nach Belgien (-8,4 %) und Japan (-22,2 %). Die Rückgänge nach Russland (-25,8 %) führt der Verband der Deutschen Polstermöbelindustrie ebenfalls auf gesamtpolitische Großwetterlage zurück.
Möbel für Wohnen und Schlafen – ein Drittel kommt aus Polen
Im Wohn-, Ess- und Schlafzimmersektor ist der Trend zugunsten von Möbeln aus ausländischer Produktion weiter verstärkt worden. Exporte ins Ausland sind um -7 % zurückgegangen, die Importe dagegen um +12,2 % gewachsen. Besonders bedenklich ist nach Auffassung des Verbandes der Deutschen Wohnmöbelindustrie, dass Exporte gerade in besonders wichtige Märkte rückläufig sind. Von den Top-6-Exportmärkten liegen fünf im Minus – lediglich die Schweiz konnte einen Exportzuwachs um +4,0 % verzeichnen als Folge der Verschiebung der Währungsrelationen.
Bei den Importen konnte China mit +42,9 % zwar den stärksten (relativen) Zuwachs verzeichnen; nach absolutem Volumen sind allerdings weiterhin die Importe aus Polen dominierend. Diese machen nach Angaben des VdDW nunmehr ein Drittel(!) der gesamten Importe im Wohn-, Ess- und Schlafzimmersektor nach Deutschland aus.
Polster und Wohnen verzehren Außenhandelsüberschuss bei Küche
Die Außenhandelsbilanz der Branche ist entsprechend gespreizt. Während der Küchenmöbelsektor einen Außenhandelsüberschuss von 364 Mio. € aufweisen kann, ist die Außenhandelsbilanz im Polstermöbelsektor sowie im Wohn-, Ess- und Schlafzimmersektor negativ. An Polstermöbeln wurden für 317 Mio. € mehr Waren importiert als exportiert, im Wohn-, Ess- und Schlafzimmersektor in summa Waren im Wert von 190 Mio. Euro.