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Logistikinitiative „ZIMLog“ berät nächste Schritte

Viele gute Projekte vorbereitet – Umsetzung noch zögerlich

Herford den

Am 3. Juli traf sich der Lenkungsausschuss der Initiative Zimlog auf Einladung der Polipol-Unternehmensgruppe in Diepenau. Auf der relativ gut besuchten Sitzung, deren Teilnehmer den Stand laufender Projekte sowie die geplanten nächsten Schritte zur Optimierung der Neumöbellogistik besprachen, wurden – mit Ausnahme des verantwortlichen Verbands BVDM und dem Handelshaus Segmüller – interessierte Vertreter des Möbelhandels schmerzlich vermisst. Denn viele Zimlog-Vorhaben sind inzwischen weit gediehen oder harren direkt der Umsetzung – was jedoch nur bei einem engagierten Schulterschluss aller Branchensegmente realisierbar ist.

Die Sitzung des Lenkungsausschusses wurde eröffnet durch Zimlog-Manager Andreas Ruf von den Möbelverbänden in Herford sowie Andreas Emmerling von der gastgebenden Unternehmensgruppe Polipol. Zu deren Firmensitz im niedersächsischen Diepenau waren anlässlich der Tagung rund 20 Vertreter aus Industrie, der Logistik, dem Handel sowie den beteiligten Fachverbänden gekommen.

„Fahrermangel wird zu konkreten Lieferausfällen führen!“

Mit diesem Appell wies Ruf zu Beginn der Sitzung auf die Dringlichkeit der anstehenden Veränderungen und der Notwendigkeit eines gemeinsamen, partnerschaftlichen Vorgehens hin. Einen Einstieg in den Tag unter dem Titel „Aktuelle Entwicklungen in der Logistik“ präsentierte anschließend AMÖ-Geschäftsführer Dierk Hochgesang.

Angesichts vieler, oft politisch motivierter Dissonanzen beim Thema Verkehr, Fahrzeug, Umwelt, Maut und Grenzwerte geraten die herausfordernden Sachthemen – wie Fahrermangel, Schienen-Güterverkehr, autonomes Fahren, Antriebsgrundlagen oder Digitalisierung logistischer Prozesse – mittlerweile häufig in den Hintergrund, ohne dass wirtschaftlich sinnvolle Lösungen in naher Zukunft greifbar wären, so der Verbandschef.

Im Interesse der Möbellogistiker appellierte Hochgesang an die Politik, sich den brennenden Themen CO2-emissionsorientierte Mautbefreiung auch nach 2020 für alternativ angetriebene LKW, Verlängerung der Energiesteuerbefreiungen für CNG und LNG, höhere Direktförderung für Anschaffung und Umrüstung von LKW mit alternativen Antrieben sowie höhere degressive Abschreibungsmöglichkeiten für energieeffiziente LKW zuzuwenden und Planungssicherheit zu schaffen.

End-to-End-Serviceerfahrung vom Kunden erwartet

Von der ITCL GmbH war zur Ausschusssitzung Riana Wegner eingeladen, die die „Digitale Transformation in der Logistik“ in den Mittelpunkt ihres Referats stellte. Der Logistikberater mit Sitz in Berlin unterstützt Unternehmen bei verschiedenen Themen, darunter bei Engpassanalysen, „eFreight Forwarding“, Data Analytics, Supply Chain Visibility oder auch bei Outsourcing und Nachhaltigkeit bei der Logistik.

Hervorhebenswert insbesondere die Feststellung von Frau Wegner, dass die Serviceerfahrungen aller Kunden primär von der Logistik geprägt werden. Produktbewerbung, -findung und -auswahl sowie der Checkout-Prozess können also noch so gelungen, perfektioniert und intuitiv sein: Wenn es der Logistiker auf der letzten Meile ‚versaut‘, ist immer der Händler oder Hersteller schuld… Dabei steigt die Erwartungshaltung der Kunden permanent – was momentan zu Kaufabbrüchen oder negativen Kauferlebnissen in jedem zweiten Fall führe!

Im Nachgang präsentierte Dr. Olaf Plümer, Geschäftsführer Daten Competence Center e.V. (Herford) zu den jüngsten Arbeitsergebnissen der Gremien des Verbands. Daneben konnte er von weiteren Mitgliederzuwächsen berichten sowie von den auch für Logistiker und Spediteure wichtigen DCC-Arbeitskreisen zu EDI und zur Klassifikation von Fachsortimenten.

Nützliches erreicht, aber es gibt noch viel zu tun

Nach diesen Gastvorträgen ging Andreas Ruf ‚in medias res‘ mit einem Rückblick auf die Kick-off-Veranstaltung von Zimlog 2015 und der dort verabschiedeten „Vision Möbellogistik 2020“. Dabei konnte festgestellt werden, dass die wesentlichen Punkte der Vision entwickelt sind und auf die praktische Integration warten.  

Rufs Aufforderung, die in den letzten Jahren und Monaten gemeinsam von ausgewiesenen Experten aus beteiligten Unternehmen entwickelten Standards in die Geschäftsprozesse zu integrieren und die Vorteile nunmehr zu nutzen, stieß unter den Teilnehmern auf breite Zustimmung. Gleiches gelte für den beleglosen Warenverkehr, dessen positive Effekte zwar unbestritten sind, an der Umsetzung es jedoch hapert.

Zupacken und Vorangehen heißt es jetzt

Besonders Dirk Krupka (Häcker Küchen) legte immer wieder und zu Recht den Finger in jene Wunde, dass die Akteure in Zimlog zwar hervorragende Arbeit geleistet hätten, diese jedoch in der Branche leider zu wenig wahrgenommen und praktisch umgesetzt wird. Folglich regte Krupka an, dass doch jedes Unternehmen selbständig starten solle und man sich künftig einmal jährlich im Lenkungsausschuss zum Erfahrungsaustausch und Projektentwicklung finden möge.

Diese Forderung lief auf die finale Frage hinaus, ob und wo Kapazitäten verfügbar seien, die erarbeiteten Vorlagen – wie beispielsweise den „Rampen-Knigge“ – und Projektrealisationen von Zimlog in den Unternehmen nachhaltig zu verankern. Von Herbert Grau (Segmüller) kam die hilfreiche Anregung, nicht nur über mangelnden Willen auf Handelsseite zu klagen, sondern schnell ersichtlich und deutlich bei allen Vorhaben den (geldwerten) Nutzeffekt der Projekte zu verdeutlichen.

Drohender Logistik-Kollaps durchaus realistisch

Im Ergebnis des angeregten Gedankenaustauschs nach den Tagesordnungspunkten EDI (Ruf), Movehub (Harald Zoller) sowie Projekt Entladehelfer (Ruf) hielt Tagungsleiter Andreas Ruf folgende Forderungen explizit fest: 1. müsse jeder erkennen, dass nur eine gemeinsame, über die Grenze des eigenen Unternehmens hinausgehende Zusammenarbeit die Belieferung in der Zukunft sichern kann, 2. müsse der Möbelhandel zwingend mit „an den Tisch“, 3. empfiehlt sich eine gemeinsame und öffentlichkeitswirksame Veranstaltung zur Zimlog-Zwischenbilanz, um so 4. alle Akteure und Unternehmen mitzureißen, sich bei der Gemeinschaftsaufgabe „Möbellogistik“ im eigenen Interesse maximal einzubringen. Fünftens und letztens sollte besonders der wirksame Nutzen jeder Maßnahme in der Kommunikation fokussiert werden.

Die Sitzung schloss mit dem Appell an alle Teilnehmer, sich selbst zum ‚Ersten Botschafter‘ in Sachen Zimlog bzw. „Möbellogistik 2020“ zu machen und die erarbeiteten Lösungen für die allseits unstrittigen Problemfelder zu kommunizieren. Ansprechpartner beim DCC e.V. für Zimlog ist Andreas Ruf von den Verbänden der Holz- und Möbelindustrie e.V., Tel. 05221 126531 bzw. E-Mail ruf@vhk-herford.de