„Die Menschen sind angesichts steigender Zinsen und Inflation sowie ungewisser wirtschaftlicher Aussichten tief verunsichert. Auch aufgrund der unklaren Situation bei der Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes stellen sie derzeit Investitionen zurück. Für das Gebäudeenergiegesetz sind verlässliche Übergangsfristen und eine abgestimmte Förderkulisse unverzichtbar. Das Vertrauen der Menschen muss zurückgewonnen werden“, stellen Markus Meyer, Präsident des Handelsverbands Möbel und Küchen (BVDM), Elmar Duffner, Präsident des Verbands der Deutschen Möbelindustrie (VDM), und Jan Bergmann, Präsident des Verbands der Deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI), anlässlich ihres Offenen Briefs an Robert Habeck fest. Die andauernde Diskussion um das Gebäudeenergiegesetz belaste das Konsumklima.
Bei den Verbrauchern herrsche momentan eine große Unsicherheit, die sich in einer starken Kaufzurückhaltung in den unteren und mittleren Möbel-Preissegmenten niederschlage, schrieben die drei Verbände an Habeck. Der Möbelhandel verzeichne seit Mai 2023 einen erheblichen Rückgang der Kundenfrequenzen. Die Sorge sei groß, infolge der Flut an Gesetzesvorhaben und der unübersichtlichen Nachrichtenlage weitere Umsätze zu verlieren. In der Möbelindustrie und der Zulieferindustrie seien die Auftragseingänge stark zurückgegangen. Gut ein Viertel der deutschen Möbelhersteller habe derzeit Kurzarbeit beantragt oder plane mit diesem Instrument für die zweite Jahreshälfte.
Für die Verbraucher sei nicht einschätzbar, wann die kommunale Wärmeplanung am jeweiligen Wohnort fertiggestellt und das Gebäudeenergiegesetz damit Wirkung entfalten werde. „Es bedarf an dieser Stelle einer Konkretisierung, damit für die Bevölkerung ein verlässlicher Planungshorizont entsteht“, lautet der Appell der Verbände an den Bundeswirtschaftsminister. „Was Deutschland und die hier lebenden Menschen brauchen, sind klare Rahmenbedingungen und Planungssicherheit.“
Darüber hinaus plädieren die Branchenvertreter für ein Sofortprogramm für den Wohnungsbau. Die politisch angestrebte und dringend benötigte Zahl von 400.000 fertiggestellten Wohneinheiten im Jahr sei in weite Ferne gerückt. Den Schätzungen des Ifo-Instituts zufolge werden in diesem Jahr lediglich 245.000 Wohneinheiten fertiggestellt, im kommenden Jahr werden es voraussichtlich nur 210.000 Wohneinheiten sein. Die Auswirkungen des stockenden Neubaus auf die nachgelagerte Möbelbranche seien gravierend, stellen Meyer, Duffner und Bergmann fest. „Es braucht insgesamt mehr politisches Tempo, damit der Wohnungsbau inklusive aller nachgelagerten Wirtschaftsstufen wieder ins Gleichgewicht kommt und das Investitionsvertrauen und der Konsum zurückkehren.“