Im Bereich der Küchenmöbelindustrie gibt das Statistische Bundesamt die Umsatzentwicklung per 30.9.2017 mit -3,4 % an. Wie der Verband der deutschen Küchenmöbelindustrie e.V. (VdDK), Herford, bereits zum bisherigen Verlauf des Jahres 2017 mitgeteilt hatte, rührt diese negative Umsatzentwicklung in erster Linie aus dem unbefriedigenden Geschäftsverlauf im Inland her.
Auftragseingänge Küche deutlich im Plus
Das Inlandsgeschäft ist nach Destatis um -5,5 % zurückgegangen, während Auslandsgeschäfte unverändert, also auf Vorjahresniveau, realisiert werden konnten. Dr. Heumann wies allerdings darauf hin, dass diese amtlichen Zahlen von den internen Zahlen des VdDK abweichen. Bis einschließlich drittes Quartal haben sich danach die Auftragseingänge positiv entwickelt: mit einem Gesamtzuwachs von +4,1 %, der überwiegend aus dem Auslandsgeschäft gespeist wird, welches mit +9,3 % stark gewachsen ist.
Die deutliche Abweichung zwischen amtlichen und internen Zahlen sind nach Dr. Heumanns Angaben gut erklärbar: „Zum einen nehmen Auftragseingänge regelmäßig die Umsatzentwicklung der folgenden Monate vorweg. Die Tatsache, dass gerade das 3. Quartal wieder positiv verlaufen ist, stimmt uns optimistisch für die Umsatzentwicklung bis zum Ende des Jahres. Wir rechnen damit, dass sich die negative Umsatzentwicklung per September bis dahin überwiegend erledigt hat.“
Statistischer Störfaktor durch Marktbereinigung
Der Hauptgeschäftsführer betont aber auch, dass die Entwicklung der Auftragseingänge 2017 teilweise aus der Systematik der VdDK-internen Auftragsstatistik resultieren. Denn diese Erhebung erfasst und vergleicht die Auftragseingänge der meldenden Unternehmen nur dann, wenn die gleichen Unternehmen im Vergleichsmonat des Vorjahres ebenfalls Auftragseingänge gemeldet hatten.
Durch die Produktionseinstellung der Unternehmen der Alno-Gruppe Mitte September 2017 jedoch tritt eine systemische Verzerrung dieser Statistik ein, weil spätestens ab Produktionseinstellung die zuvor bei der Alno-Gruppe eingegangenen Aufträge zumeist auf andere Unternehmen der Branche ‚umverteilt‘ wurden. Diese weisen dann zwingend einen überproportionalen Zuwachs der Auftragseingänge zum Vorjahr aus, ohne dass sich summarisch der Markt insgesamt so umfassend wie ausgewiesen verändert hätte (Anlage 1).
„Die Entwicklung der Auftragseingänge Küche im dritten Quartal ist daher nach unserer Einschätzung zwar durchaus positiv, allerdings nicht in dem Umfang, den die unkommentierten Zahlen unserer Statistik nahelegen würden.“ Nach Dr. Heumanns Angaben löst sich die Gefahr von Fehlinterpretationen erst ab September 2018 auf, weil sich dann die Marktverschiebungen durch Produktionseinstellung der Unternehmen der Alno-Gruppe statistisch auflösen.“
Wirtschaftliche Schwächephase bei Polstermöbeln
Rückläufig sind nach Angaben des Verbandes der Deutschen Polstermöbelindustrie e.V. (VdDP), Herford, die Umsätze im Polstermöbelsektor. Die Tatsache – so Dr. Heumann – dass die Umsatzentwicklung laut Statistischem Bundesamt mit -3,8 % sowie die interne Auftragsstatistik des Verbands mit -0,3 % bis einschließlich drittem Quartal rückläufig sind, zeigt, dass dieser Entwicklung eine Verdrängung von Unternehmen mit inländischer Produktion durch solche mit ausländischer Produktion zu Grunde liegt.
Zudem besteht auch eine Schwäche des Markts: Während noch im 1. Quartal ein Wachstum (+2,8 %) verzeichnet wurde, sind zweites (-1,6 %) und auch 3. Quartal von Umsatzrückgängen gekennzeichnet. Wie im Küchenmöbelsektor ist die unerfreuliche Gesamtentwicklung überwiegend vom schleppenden Inlandsgeschäft geprägt. Welches – so der Verband – innerhalb Deutschlands überwiegend von der Großfläche verursacht wird.
Dr. Heumann wörtlich: „Wir glauben, dass gerade im Polstermöbelsektor deutlich voneinander abweichende Umsatzentwicklungen festzustellen sind zwischen Handelshäusern, die ihre Vermarktung ausschließlich über den Preis realisieren, und solchen, die dagegen Beratung und Service in den Vordergrund stellen. Letztgenannte haben sich nach unseren Feststellungen deutlich besser entwickelt als die gesamte Handelslandschaft mit Polstermöbeln.“
Positiver turn-around bei Wohn- und Kastenmöbeln
Erfreulich ist demgegenüber die Umsatzentwicklung im Wohn- und Kastenmöbelsektor. Hier ist nach den internen Zahlen des Verbandes der Deutschen Wohnmöbelindustrie e.V. (VdDW), Herford, ein Wachstum der Auftragseingänge bis zum Ende des dritten Quartals um +1,7 % festzuhalten – mit leichterem Zuwachs im Inland von +1,0 % und einem stärkeren im Ausland von +3,3 %.
Für das vierte Quartal erwarten alle drei Fachverbände der Möbelindustrie jedoch eine positive Entwicklung mit einem entsprechend prognostiziertem leichten Umsatzplus zum Jahresende.