Dr. Lucas Heumann, Hauptgeschäftsführer der Herforder Möbelverbände, berichtete Minister Duin detailliert über die Branchenentwicklung und die vielfältigen Herausforderungen. Die EU-Subventionspraxis für Polen stand verstärkt im Fokus – Garrelt Duin sicherte den Branchenvertretern Unterstützung zu. Begleitet wurde der Minister von Marianne Thormann-Stahl, Regierungspräsidentin der Bezirksregierung Ostwestfalen-Lippe mit Sitz Detmold.
Auf dem Rundgang über das Messegelände standen wie im Vorjahr inhabergeführte Familienbetriebe der Möbelindustrie aus Nordrhein-Westfalen im Mittelpunkt – in diesem Jahr mit der „Living Kitchen“ erweitert um Unternehmen der Küchenmöbelindustrie.
Massivholzmöbel: Kernbuche und Hightech „inside“
Die Möbelwerke A. Decker aus Borgentreich war die erste Station beim Rundgang. Inhaber Andreas Decker berichtete mit Stolz über die unternehmerischen Bemühungen sowohl in der Produktentwicklung als auch bei der Nachwuchsgewinnung in der von Abwanderung stark betroffenen Region Höxter. Als Massivholzmöbelproduzent genießt sein Haus einen guten Ruf, der sich auch auf die Pionierleistung seines Hauses bei der Verwendung des vormaligen „Abfallsortiments“ Kernbuche gründet.
Um jedoch sowohl jugendliche Auszubildende als auch jung gebliebene Kunden zu gewinnen, setzt Decker auf Nachhaltigkeit von Material über Produktion bis Vertrieb. Die moderne technische Ausstattung der Möbel setzt andererseits zeitgemäße Kaufanreize. Beunruhigt sei die Unternehmensführung jedoch über den mittlerweile äußerst hohen Konzentrationsgrad auf Handelsseite. Die damit verbundene Marktmacht erlaube immer weniger die Einführung wertiger Produktinnovationen.
Polstermöbel: Leicht, variabel und Elektronik bestückt
Jürgen Kleinegesse, Geschäftsführer der 3C Holding mit Sitz Rheda-Wiedenbrück, zeigte Minister Duin augenfällig, dass die Zeiten „schwerer“ und ausladender Polstermöbel der Vergangenheit angehören. Klein, leicht, flexibel und variantenreich sind die Stichworte für moderne Sitzmöbel und Ensembles, wie sie Candy und Carina Polstermöbel herstellen.
Vor allem jedoch seien technische Features und umfangreiche motorische Einstellmöglichkeiten heute erfolgsentscheidend. Was vor wenigen Jahren noch als „überdesignt“ galt, ist jetzt Standard. Erleichtert zeigte sich Kleinegesse, dass die IMM cologne nunmehr auch für die Polstermöbelindustrie ihren zentralen Leitmesseanspruch durchgesetzt habe.
Living Kitchen: Internationalität der Besucher deutlich verbessert
Bei der exklusiven Küchenmarke Siematic, Löhne, führten Inhaber Ulrich-Wilhelm Siekmann und Vertriebschef Jörg Overlack in die außergewöhnliche Konzeption des neuen Produktes „Urban“ ein. Hierbei treffen Hightech und Formgestaltung auf den modern interpretierten Retrostil klassischer Küchenbüffets.
Siekmann unterstrich anhand der hervorragenden Besucherzahlen auf dem Messestand, dass eben solche Alleinstellungsschritte wie ein Magnet wirken. Das gelte insbesondere für kaufkräftige Fachbesucher aus den USA – für Siematic ein Wachstumsmarkt, bei dem der Kölner Messeveranstalter sein Versprechen über eine vergrößerte internationale Besucherschaft erfüllt habe.
Küchenmöbel: am besten Generationen übergreifend
Am Stand des entwicklungsfreudigen Unternehmens Ballerina Küchen aus Rödinghausen traf Minister Duin mit Unternehmenschef Heinz-Erwin Ellersiek auf einen Gründer und Mittelständler aus echtem westfälischen „Schrot und Korn“. Dem entsprechend offen, herzlich und direkt verlief der Gedankenaustausch zu den Neuheiten des Unternehmens auf der Living Kitchen sowie den vielen kleinen und größeren Ärgernissen im unternehmerischen Alltag.
Besonders beeindruckt war Duin, dass Ballerina bewusst und ausschließlich auf langfristige Dauerbeschäftigungsverhältnisse setzt und auf Leiharbeit verzichtet. Davon losgelöst und doch gleichfalls einzigartig: Auch im Segment „Universal Design“ bzw. altersgerechte Konstruktion leistet das Unternehmen Pionierarbeit, wie Vertriebschefin Heidrun Brinkmeyer eindrucksvoll an ausgestellten Küchen dem Minister demonstrieren konnte.
Wohnmöbel und Garderoben: Der Druck aus Osten wächst weiter
Die Germania Werk Krome GmbH & Co. KG aus dem lippischen Schlangen unterstrich bei ihren Neuvorstellungen auf der IMM cologne, dass nicht nur Weiß- und Grautöne, sondern auch kräftige Farbstellungen moderne Möbel auszeichnen können. Geschäftsführer Clemens Deventer berichtete Minister Duin über den ungeheuren Konkurrenzdruck speziell im Wohnmöbelbereich durch osteuropäische Wettbewerber.
Nach wie vor sind speziell polnische Anbieter durch die durch maßgeblich von deutschen Steuerzahlern getragene EU-Subventionierung privilegiert. Minister Garrelt Duin sagte im Rahmen seines Messerundgangs Unterstützung des Landes bei den die Möbelindustrie bedrängenden Fragen zu.