Wachstumsmotor ist der Heimatmarkt
Die Wachstumsimpulse kamen in den ersten sieben Monaten vor allem vom Heimatmarkt. So zog der Inlandsumsatz von Januar bis Juli um 22,6 Prozent auf 444 Millionen Euro an. Der Auslandsumsatz wuchs um 4,7 Prozent auf 221,5 Millionen Euro. Vor diesem Hintergrund ging die Exportquote auf 33,33 (Vorjahr: 37,9) Prozent zurück. Ausbauen konnten die Polstermöbelproduzenten ihr Geschäft unter anderem in der Schweiz (plus 12,5 Prozent), dem wichtigsten Auslandsmarkt, und dem auf Rang drei platzierten Frankreich (plus 1,7 Prozent). Deutlich zweistellige Steigerungen gelangen im Vereinigten Königreich (plus 36 Prozent) – infolge der Unterzeichnung des Handelsabkommens mit der EU nun der fünfwichtigste Exportmarkt – und in den Vereinigten Staaten (plus 43 Prozent), dem wichtigsten Absatzmarkt für „Möbel Made in Germany“ außerhalb Europas. Auffällig ist zudem das Plus von 18,5 Prozent bei den Ausfuhren nach China. Rückgänge waren dagegen im Exportgeschäft mit Österreich, den Niederlanden, Belgien, Italien und Polen zu verzeichnen.
Polen weiterhin wichtigstes Lieferland
Dynamisch entwickelten sich auch die Importe von Polstermöbeln (plus 12,2 Prozent) nach Deutschland. Das mit Abstand wichtigste Lieferland stellt nach wie vor Polen dar. Die Einfuhren aus dem Nachbarland kletterten um 11 Prozent und machten rund 40 Prozent an den Gesamtimporten aus. Die Importe aus dem zweitplatzierten China lagen um 29 Prozent über dem Vorjahreszeitraum, wobei hier die deutliche Verteuerung von Möbeln aus chinesischer Produktion eine maßgebliche Rolle spielt. China kommt damit auf einen Anteil von knapp 28 Prozent an den Gesamtimporten.
Auftragsbestände schmelzen ab
Das wirtschaftliche Umfeld für die deutsche Polstermöbelindustrie mit ihren 4170 Beschäftigten (minus 5,5 Prozent) in 29 Betrieben trübt sich immer stärker ein. „Die Auftragsbestände schmelzen allmählich ab“, beschrieb Lübke die aktuelle Entwicklung in der Branche. Zwar liegt der Auftragseingang im Zeitraum Januar bis August 2022 noch immer um knapp 17 Prozent über dem Vorjahr; eine Auslastung für die kommenden Wochen ist damit gesichert. Doch seit Juni entwickelt sich die Nachfrage stark rückläufig, wie verbandsinterne Erhebungen zeigen. Nach einem Minus von 21,3 Prozent im Juni und einem Rückgang von 38,4 Prozent im Juli schrumpfte der Auftragseingang auch im Monat August - und zwar um 29,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. „Die Verunsicherung der Verbraucher aufgrund des rasanten Anstiegs der Energiekosten und der Lebensmittelpreise macht sich auch in unserer Branche deutlich bemerkbar“, sagte Lübke.
Diversifikation in der Beschaffung
Die Branche reagiert unterdessen mit verschiedenen Maßnahmen auf die Störungen in den Lieferketten, die durch die Pandemie und den Ukraine-Krieg hervorgerufen wurden. Knapp 60 Prozent der Hersteller planen eine stärkere Diversifikation ihrer Beschaffung, etwa durch einen vermehrten Einkauf auf dem Heimatmarkt oder innerhalb der Europäischen Union, wie eine interne Umfrage der Möbelverbände ergeben hat. Am problematischsten erweist sich der Umfrage zufolge derzeit die Beschaffung in Asien. Als Ursache gilt die restriktive Coronapolitik in China. Als größte Herausforderungen benennen die befragten Unternehmen neben den erhöhten Material- und Energiekosten vor allem die Lieferfähigkeit der Vorlieferenten, Nachfrageinbrüche und die Personalgewinnung. Die Unternehmen seien auf eine schnelle Weitergabe der Preissteigerungen für Rohstoffe, Vormaterialien, Logistik und Energie in der Kette angewiesen, betonte Kurth. Bei den staatlichen Entlastungspaketen dürften vor dem Hintergrund der explodierenden Strom- und Gaspreise auch weniger energieintensive Branchen wie die Möbelindustrie nicht außer Acht gelassen werden.
Prognose 2022: Umsatz steigt um rund 8 Prozent
„Die deutsche Polstermöbelindustrie sieht sich derzeit – wie die deutsche Wirtschaft insgesamt – erschwerten Rahmenbedingungen gegenüber“, sagte Lübke. Angesichts der vielen Unwägbarkeiten lasse sich die Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten nur schwer abschätzen. Dank des Auftragspolsters rechnet der VdDP für das Gesamtjahr 2022 trotz der derzeitigen Nachfrageabschwächung mit einem Umsatzplus von rund 8 Prozent.
Höhere Ausgaben für Polstermöbel
Die Ausgabebereitschaft für Polstermöbel ist in den vergangenen drei Jahren kontinuierlich gestiegen. Eine von den Möbelverbänden bei der Unternehmensberatung Titze in Auftrag gegebene Studie hat erbracht, dass im vergangenen Jahr in Deutschland je Haushalt im Durchschnitt 103 Euro für Polstermöbel ausgegeben wurden. Im Jahr 2020 hatte der Betrag noch bei 90,50 Euro gelegen, 2019 waren es 85,50 Euro.
Poltermöbeltrends: Flexibilität gewinnt
Die Herausforderungen, die auf uns zukommen, konnte keiner voraussehen. Wer den Trend heute wörtlich nimmt, stellt sich der Zukunft mit positiver Energie, denn der Markt fordert Offenheit in alle Richtungen.
Hersteller entwickeln Konzepte für das etablierte Homeoffice, die sich ebenfalls für Großraumbüros mit variablen Arbeitsplätzen umsetzen lassen. Vom üppigen Wohnzimmer zur kompakten Hoteleinrichtung, von der Lounge Bar zur Küchenzeile. Die Synergien zwischen Living und Objektgeschäft sind bedeutsamer denn je.
Zunehmend im Kommen bei den Polstermöbeln sind modulare Konzepte, wie eine Verbandsumfrage unter den VdDP-Mitgliedsbetrieben ergeben hat. Für die Generation Z sind Orts- und Wohnungswechsel Grundlage aller Überlegungen, sie sind leidenschaftliche Nomaden. Sie reisen mit leichtem Gepäck. Je flexibler das Möbel, desto besser.
Im Fokus bleibt die immer größer werdende Zielgruppe der Best Ager, die dynamischer, agiler und jünger sind als jemals zuvor. Sie schätzen Qualität, mit der man mobil bleibt. Das Leben ändert sich ständig und wir nehmen unsere Lieblingsstücke mit.
Nachhaltigkeit als neues Status Symbol
Nachhaltigkeit und Werterhalt werden ein immer wichtigeres Argument. Im Outdoormarkt sind die Recyclingmaterialien schon fest angekommen. Für den Innenraum sind viele Anbieter derzeit auf der Suche nach alternativen Materialien und nachwachsenden, ökologisch wertvollen Rohstoffen, die kreislauffähig sind. Alternativ werden Möbel auch vom Hersteller oder Handwerksbetrieben professionell repariert und einem zweiten Lebenszyklus zugeführt.
Individualität ist unsere Leidenschaft
Wir wollen selbst der Gestalter sein. Konfiguratoren inspirieren uns und machen es möglich. Einen Stuhl in fünf Farben kann man sich vorstellen. Jetzt können wir ihn uns dreidimensional an den Tisch holen, Gestelle ändern, Proportionen ausprobieren. Das neue Sofa stellen wir uns vorher am eigenen Computer zusammen und probieren verschiedene Stoffe, die Küchenfronten tauchen wir in Farbe. Wir fühlen uns ermutigt, Neues zu versuchen.
Outdoor gleich Wohnraum
Unsere Terrasse ist das zweite Wohnzimmer. Der Übergang von drinnen nach draußen ist fließend. Der gewonnene Platz schafft Freiheit und Wohlempfinden, ist Energiequelle, neuer Mittelpunkt für Familie und Freunde. Immer mehr Polstermöbelhersteller entdecken das Outdoor-Segment für sich.
Formen sind organisch
Amorphe Formen laden zum Relaxen ein, nichts ist streng, die klassischen Optiken von Sofalandschaften lösen sich auf. Luftige Flächen entstehen durch neue Anordnungen, neue Elemente. Wenn der Esszimmerstuhl zum Sessel wird, wird der Wohnraum zum Rückzugsort. Hier wird individuell entspannt und Funktion gewürdigt. Verstellbare Sitze oder Kopfstützen, Liege- oder Drehfunktionen haben einen hohen Stellenwert.
Spielerische Farbkonzepte
Die Graupalette, sowie Natur- und Erdtöne bleiben angesagt. Allerdings wird es heller. Im Fokus steht nicht mehr Anthrazit oder Taupe allein, sondern lichtes Hell- und Mittelgrau gefolgt von Offwhite und Beige-Nuancen. Mit Cognac und Messing ist es ein eigenständiges Farbkonzept, warm und feminin wird es durch die neuen gebrochenen Pastellfarben. Farbe zeigt eindeutig Beständigkeit und ist Ausdruck von Lässigkeit und Modernität. Kraftvolle Partner sind nach wie vor verschiedenste Grüntöne, die ergänzt werden durch Petrolblau oder edle Beerentöne.
Bezugsstoffe sind weich
Stark im Trend liegt Bouclé mit der typisch groben Oberfläche. Ergänzt wird er durch unregelmäßige Strukturen, die weiche, runde Formen betonen. Oft sind diese schweren, aber auch kuscheligen Materialien mehrfarbig oder auch meliert, damit die Dreidimensionalität herausgearbeitet wird. Cord bleibt noch für einen längeren Moment beliebt. Daneben sieht man neue voluminöse Teddys und Chenilles, die auch vor Farbe nicht zurückschrecken.