Nach Ansicht des Verbands der Deutschen Polstermöbelindustrie (VdDP e.V.), Herford, wird es auf Grund des auch von anderer Seite zunehmenden Kostendrucks alternativlos sein, die absehbaren Mehrbelastungen - zumindest teilweise - an den Handel bzw. den Verbraucher weiterzugeben.
Leder und Holzwaren noch mit nur 2 % Zollsatz belegt
Der normale Zollsatz für Wirtschaftsgüter aller Art beträgt bei Einfuhr in Länder der Europäischen Union derzeit 5,5 %. Für bestimmte Waren gelten noch abweichende Zollsätze oder gar die Aussetzung. So wird seit langem der Import in die EU von zugerichtetem oder rekonstruiertem Leder, aber auch von bestimmten Holzwaren - darunter Spanplatten, OSB und Sperrholz - mit einem ermäßigten Steuersatz von nur 2 % belegt.
Hintergrund ist die gewollte Begünstigung von Einfuhren aus den Ländern, deren Volkswirtschaften zu den kaum bzw. am wenigsten entwickelten in der Welt zählen. Dazu zählen aber inzwischen auch "Entwicklungsländer", die als Schwellen- oder Tigerstaat ein gewichtiges Wort in der globalisierten Wirtschaft mitreden - wie Brasilien oder Argentinien. Beide Länder sind längst dem UN-Status eines LDC- oder LLDC-Staates, wie die Kürzel für wenig oder nicht entwickelte Länder heißen, entwachsen. Und beide gehören zu den bedeutendsten Lederlieferanten weltweit.
Normaler Zollsatz von 5,5 % ab 1. Januar 2014
Wie sich abzeichnet, soll ab 1. Januar kommenden Jahres die bisherige Zollvergünstigung z.B. für Leder auf Grund des nunmehr erreichten Entwicklungsstandes beider Volkswirtschaften entfallen. Damit steigt der Zollsatz von 2 % um 3,5 Prozentpunkte auf die regulären 5,5 % für Waren aller Art. Für die ohnehin knapp kalkulierende deutsche Polstermöbelbranche mit ihren hohen Qualitätsansprüchen bedeutet das eine weitere zusätzliche Belastung - wie Dr. Lucas Heumann, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes, unterstreicht.
Die gegenwärtige Kostenexplosion speziell bei Leder begründet sich allerdings auch darin, dass der Preis für hochwertiges, zugerichtetes Leder in diesem Jahr um etwa 5 bis 7 % angestiegen ist. Ursachen sind die Verknappung von Leder auf den Märkten und weitergereichte Kosten infolge hoher Umwelt- sowie Gesundheitsstandards in den Gerbereien Europas. Unter dem Strich sind also ab 1.1.2014 für die Polsterer bis ca. 10 % Mehrbelastungen allein bei Leder zu kalkulieren.
Ohne Kostenweitergabe weiter schwindende Marktchancen
Zu den steil wachsenden Materialkosten kommen zunehmende Personallasten sowie kaum kalkulierbar steigende Energiekosten hinzu. Denn der in Deutschland produzierende Mittelstand der Polstermöbelbranche bleibt von den EEG-Umlagen nicht verschont. In dieser Gemengelage sehen viele Branchenakteure, so am Rande der Hausmessen und M.O.W. kolportiert, kaum andere Chancen, als den Kostendruck im kommenden Jahr an die Kundenseite weiter zu reichen.