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Vorstandswahlen im VdDP

Polstermöbel-Verband beruft Rolf Benz zum Ehrenvorsitzenden

Herford den

Am 8. November fand die diesjährige Mitgliederversammlung des Verbands der Deutschen Polstermöbelindustrie e.V. (VdDP), Herford, auf Einladung von Claus Anstoetz in den Geschäftsräumen des Mitgliedsunternehmens JAB Anstoetz statt. Besondere Highlights dieser Sitzung waren die Verabschiedung des „Grandseigneurs“ der Polstermöbelbranche Rolf Benz aus dem Vereinsvorstand sowie die anstehenden Neuwahlen. Zudem standen potentielle Schadensersatzansprüche wegen der Produktionsfehler bei der BASF im Fokus.

Das Treffen eröffnete mit einer Unternehmensvorstellung durch den Gastgeber und einem Rundgang durch die Unternehmensausstellung. In unmittelbarem Anschluss an Begrüßung und Einführung in die Sitzung durch den Vorsitzenden Dirk-Walter Frommholz übernahm Hauptgeschäftsführer Dr. Lucas Heumann das Wort.

Umsatzrückgang des Branchenzweiges deutlich abgebremst

An erster Stelle seiner Analyse stand die kritische Auseinandersetzung mit der für 2017 unbefriedigenden Umsatzentwicklung. Das Zahlenwerk wird allerdings dahingehend aufgehellt, dass nach dem Verhältnis von Stückzahl und Umsatz sich eine verbesserte Wertschöpfungsquote eingestellt hat.

Im Außenhandel erfreut sich die Polstermöbelindustrie eines zwar langsamen, aber stetigen Wachstums. Während sich Frankreich für die deutsche Industrie hervorragend entwickelt, bereitet besonders Benelux – zumindest nach den vorliegenden Zahlen bis einschließlich des 2. Quartals – derzeit etwas Sorgen.

Unbefriedigend bleibt, dass über die Hälfte der negativen Außenhandelsbilanz für Möbel „gesamt“ vom Warenaustausch mit Polstermöbeln verursacht wird. Positiv ist hingegen zu werten, dass es der EuGH unter definierten Voraussetzungen Luxusmarkenherstellern – somit auch Polstermöbel gehobener Preisklassen – erlaubt, dem Onlinehandel Schranken bis hin zum Vertriebsverbot aufzuerlegen.

Standards, Umwelt und Compliance im Fokus

Der Geschäftsbericht behandelte anschließend Fragen zum Kartellrecht, zu den möglichen Konsequenzen der Fusion VME-Union und zum neuen Lehrberuf „Maschinen- und Anlagenführer Schwerpunkt Holztechnik“ sowie Aktuelles aus der Geschäftsstelle einschließlich neuer Rahmenabkommen.

In den folgenden Passagen konzentrierte sich Dr. Olaf Plümer aus der Geschäftsstelle auf Normung und Technik – darunter auf die Maschinenrichtlinie, das Elektro-Gesetz und die Formaldehyd-Problematik mit dem Fokus USA. Sein Kollege Andreas Ruf berichtete schließlich zu Kartellrecht und Compliance, wobei der Aufbau des brancheneigenen Compliance-Systems und das LKW-Kartell im Mittelpunkt standen.

Bevor der Tagesordnungspunkt Neuwahlen aufgerufen wurde, skizzierte Uwe Deitersen (Koelnmesse) den Vorbereitungsstand zur kommenden IMM in Köln. Bei einem Auslandsanteil von ca. 70 % werden etwa 1.200 Aussteller erwartet – mit Ausnahme der freibleibenden Halle 4.1 ist das Ausstellungsgelände ausgelastet.

Rolf Benz für langjährige Verdienste ausgezeichnet

Das Thema „Vorstandswahlen“ begann mit einer Überraschung – zumindest für den stellvertretenden Vorsitzenden Rolf Benz. VdDP-Präsident Dirk-Walter Frommholz übergab dem weit über die Branche hinaus bekannten Streiter für Wertigkeit und Design von Polstermöbeln eine Ehrenurkunde für sein Lebenswerk anlässlich dessen Ausscheidens aus dem Vorstand – nach langjähriger Tätigkeit im Verband.

Benz ist seit 1988 stellvertretender Verbandsvorsitzender. In seiner Laudatio verwies Frommholz auf wichtige Stationen in Benz‘ Leben: Bereits mit 26 Jahren wagte der Nagolder mit der Produktion von Möbelgestellen den Schritt in die Selbständigkeit. 1964 gründete er das Unternehmen ‚Benz Möbel Programme‘ und trat 1974 mit der Marke „Rolf Benz“ auf den Markt. Diese wurde in den folgenden Jahrzehnten zu einem der erfolgreichsten Label für hochwertige Polstermöbel weltweit.

Über 35 Jahre führte Rolf Benz das Unternehmen als Gründer, Eigentümer, Geschäftsführer und bis 1999 schließlich als Vorstandsvorsitzender. Der Börsengang 1994 gehört dabei zu seinen besonderen unternehmerischen Leistungen. Bereits im Jahr 1993 hatte er mit seiner Familie die Walter Knoll GmbH & Co. KG gekauft – die älteste deutsche Polstermöbelfirma und Ikone deutscher Möbelgeschichte. Hier engagiert er sich noch bis heute, obgleich die operativen Geschicke maßgeblich in den Händen seines Sohnes liegen.

Benz zum ersten und einzigen VdDP-Ehrenvorsitzenden ernannt

Der Leitsatz der unternehmerischen und verbandlichen Tätigkeit des seit kurzem Achtzigjährigen lautete stets: „Die Qualität ist das Anständige". Damit erklärt sich auch dessen langjährig branchenpolitisches Engagement: im Rahmen der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel, beim „Goldenen M“ und natürlich beim VdDP. Frommholz stellte daher an die Mitgliederversammlung den Antrag, Rolf Benz zum ersten Ehrenvorsitzenden des Verbands zu berufen. Unter Beifall kamen die Delegierten diesem Wunsch einstimmig nach.

Benz bedankte sich seinerseits für diese Ehrung und unterstrich aus seiner Sicht die Bedeutung der Möbelindustrie mit den Worten: „Das Kulturgut Möbel hat es verdient (…) neben den Gebrauchsbedürfnissen unserer Kunden auch der deutschen Handwerkskultur und dem Kulturschaffen unserer Vorväter gerecht zu werden.“ In diesem Sinn freue er sich, nicht mehr in vorderster verbandspolitischer Front, wohl aber in diesem neuen, einzigartigen Amt weiter für die Interessen der Branche eintreten zu können.

Dirk-Walter Frommholz als VdDP-Vorsitzender wiedergewählt

Die dann vollzogenen Vorstandswahlen bestätigten Dirk-Walter Frommholz als Vorsitzenden. Weiterhin wurden in den Vorstand gewählt: Claus Anstoetz, Gerd Bissinger, Stefan Bornemann, Helge Gemsjäger, Dirk Gieselmann, Marc Greve, Jürgen Kleinegesse, Werner Knoche, Peter Koch, Heiko Langer, Leo Lübke, Eric Nolte und Paul Rom. Die Kassenprüfer Dr. Kerstin Hofmeister und Andreas Seufferle wurden in ihrem Amt bestätigt.

Die Sitzung schloss mit einem spannenden Vortrag von Rechtsanwalt Dr. Bernhard König (Brandi Rechtsanwälte Partnerschaft mbB) aus Detmold. Hintergrund war die erst kürzlich aufgetretene Kalamität bei der TDI-Produktion der BASF in Ludwigshafen. Dr. König rückte die Risikobewertung der im Konfliktzeitraum produzierten Schaumstoffe in den Fokus – und welche Schadensersatzansprüche sich gegen den bzw. die Vorlieferanten daraus ergeben. Ein eher formloser Gedankenaustausch beschloss die Tagung.