Besser hätten sich keiner der Veranstalter und der Gäste das Wetter zum Sommerfest 2016 wünschen können – laue 25 Grad bis tief in den Abend sorgten für wunderbare Stimmung auf der Terrasse des Marta-Cafés „Kupferbar“ in Herford. Die wohltuende Atmosphäre wurde kräftig angeheizt durch ein vielseitiges Barbecue und die lateinamerikanischen Rhythmen des „The Jazz Trio“.
Hervorragendes Ambiente, bestes Wetter, gute Stimmung
Nach einer vom Museum Marta organisierten Führung durch die aktuelle Ausstellung „Momente der Auflösung“ begrüßten Gastgeber Berthold Heinz (TÜV/ LGA) und Markus Wiemann (Vorsitzender des Verbands der Deutschen Wohnmöbelindustrie) herzlich die etwa 120 Gäste des Abends aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Presse. Im besonderen Scheinwerferlicht stand schnell Klaus-Peter Schöppner, weit über Deutschland hinaus bekannter Meinungsforscher und Analyst.
Schöppner, auch nach seiner Führungstätigkeit bei TNS Emnid vielseitig engagiert hatte sich das spannende Thema „Wie Wähler wirklich wählen“ im Kontext zu Pegida und AfD, Flüchtlingskrise und VW-Abgasskandal ausgewählt. Die gespannte Aufmerksamkeit über eine halbe Stunde zeigte, dass er damit wohl „ins Schwarze“ seiner Zuhörer getroffen hatte.
Äußere und innere Sicherheit im zentralen Wahl-Fokus
Nach Worten Schöppners steht das Thema Sicherheit im zentralen Fokus des deutschen Wahlbürgers. Für die Glaubwürdigkeit der Politik bzw. Politiker entscheiden aber im Unterschied bis noch vor wenigen Jahren nicht mehr Kompetenz und Wissen, sondern das vom Wähler subjektiv gefühlte Vertrauen, die ausgestrahlte Empathie des jeweiligen Meinungsträgers.
Dieser Wandel korrespondiert auffällig damit, dass auch die Beurteilung der eigenen sowie der gesamtdeutschen Wirklichkeit durch die Wähler weniger an rational belegbaren Fakten gemessen wird, sondern ebenfalls an der gefühlten „Realität“. Unter der Aussage ‚Das Volk versteht meistens falsch, aber es fühlt richtig‘ fasste Schöppner den Vertrauensverlust in viele Mandatsträger zusammen. Der „redliche, sich betrogen fühlende kleine Mann auf der Straße“ fühle sich von der Politik im Stich gelassen – noch nie klaffte in der Geschichte der BRD eine größere Lücke zwischen Wähler und Gewählten wie heute, so Schöppner.
Scheinbar überforderte Bürger suchen vermeintlichen Halt
80 % der befragten Bürger legen sich darauf fest, dass Politik und Wirtschaft(!) die Probleme der einfachen Menschen in Deutschland nicht mehr (er)kennen. Charakteristisch sei für die Politik von kommunaler bis Bundesebene aus Bürgersicht: ohne langfristige Strategien plus kurzfristig blinder Aktionismus unter vermeintlichem Druck durch knallige Überschriften und laut artikulierte Minderheitenmeinungen.
Um Wahlen zu gewinnen, müsse ein Kandidat die Fragen entscheiden: Bin ich ein Kümmerer – oder ein Plauderer? Versteht mich das Volk – oder hört es gar nicht hin? Habe ich ein Wirtschaftsleitbild – oder tummele ich mich z.B. lieber in Gender-Problemen? Erzeuge ich Mitmach-Stimmung – oder bin ich Identifikationsbremse? Liefere ich Sicherheit, Empathie, Solidarität für die Bevölkerung, den Steuerzahler – oder biete ich dies nur mir persönlich nützlichen Interessengruppen?
Handeln statt Reden – für die Möbelverbände gelebter Alltag
Last but not least hob Schöppner die Punkte „Stehe ich für ‚Straßentauglichkeit‘ bzw. street credibility?“, „Schaue ich nach vorn?“ und „Handele ich fair?“ als wahlentscheidend hervor. Denn die Wähler engagieren sich nicht (mehr) für Parteien – deren einstige Profile schon längst verwischt seien – sondern zugunsten von „Kümmerern“.
Beste Beweise dafür seien das Aufblühen der Grünen als „Umweltbewahrer“ in den achtziger Jahren und der Linken in Ostdeutschland als „helfende Hand“ von 1995 bis 2010. Mit der Reduktion politischer Betätigung auf reinen Machterhalt jedenfalls seien derzeit keine Wahlen zu gewinnen…
Dr. Lucas Heumann dankte abschließend Klaus-Peter Schöppner für seine offenen Worte, die auf repräsentativ erfassten, realen Meinungsbildern fußen. Da auch die Wirtschaft ein häufig angesprochenes Thema gewesen sei, hob der Hauptgeschäftsführer der Möbelverbände die Bedeutung funktionierender Verbandsnetzwerke als wichtige Kommunikations- und Verständigungsplattformen hervor. Gerade deshalb gebe es dieses Sommerfest, so Dr. Heumann, welches schließlich kurz vor Mitternacht zu Ende ging.